Klassische Musik: Wir können nicht genug davon bekommen. Genau wie das Reisen in unserem Twin 640. Und diese beiden Leidenschaften lassen sich wunderbar miteinander verbinden lassen.
Unser Ziel: mit dem Campervan die Orte besuchen, die im Leben klassischer Komponisten eine Rolle gespielt haben. Vier Komponisten schaffen es auf unsere Short-List: Ludwig van Beethoven, Anton Bruckner, Johannes Brahms und Joseph Haydn. Weil wir ihre Musik lieben und weil uns die mit ihnen verbundenen Orte ansprechen.
Wenn es - oder gibt es noch? - eine musikalische Hauptstadt in Europa gibt, dann wäre es Wien. Die vier Männer, um die es in dieser Geschichte geht, sind dort mit Sicherheit zu finden. Sie sind dort begraben, hatten dort ein Haus oder es gibt eine Statue von ihnen. Aber: Wir beginnen in Bonn, dem Geburtsort von Ludwig van Beethoven.
Manuskripte
Der Komponist der berühmten Fünften Sinfonie (ta ta taaa), der Neunten Sinfonie mit ihrem beeindruckenden Schlusschor, der zu Tränen rührenden Mondscheinsonate, der Klavierkonzerte und vieles mehr wurde am 16. oder 17. Dezember 1770 in Bonn geboren. In dem Haus, das heute zum Museum Beethoven Haus gehört.
Wir bekommen den Tipp, den Twin auf dem Wohnmobilstellplatz an der Ludwig-Erhard-Allee zu parken. Das kostet nichts, aber, so finden wir, es gibt auch nichts - außer Verkehrslärm. Wir entscheiden uns für einen Campingplatz: Genienau, 13 km mit dem Fahrrad - entlang des Rheins - von Bonn entfernt. Hier beginnen wir unsere Erkundung am alten Rathaus am Markt: ein wunderschönes Gebäude aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in dem uns "Ludwig van Beethoven persönlich" begrüßt. Ab 1949 war Bonn der Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland (Westdeutschland). Nach der deutschen Wiedervereinigung (1990) zogen die Bundesregierung und der Bundestag 1999 nach Berlin um.
Zur Zeit Beethovens hatte Bonn etwa 10.000 Einwohner. In seinen jüngeren Jahren reiste der Komponist zweimal nach Wien: einmal, um bei Mozart Unterricht zu nehmen - was zu nichts führte - und einmal, um dies bei Haydn zu tun - was erfolgreicher war.
Die Münsterbasilika ist einer der drei Orte in Bonn, an denen der junge Beethoven sein Können an der Orgel zeigte. Diese Kirche ist eines der schönsten Bauwerke in Deutschland entlang des Rheins, in dem der Übergang vom romantischen zum gotischen Baustil sichtbar wird.
Frans Liszt
Das Beethoven-Denkmal auf dem Münsterplatz wurde 1845, achtzehn Jahre nach seinem Tod, enthüllt. Der Komponistenkollege Frans Liszt, ein Bewunderer Beethovens, spendete nicht nur 10.000 Francs für diesen Zweck, sondern gab auch überall Konzerte, deren Erlös für die Verwirklichung dieser prächtigen Statue verwendet wurde. Im Jahr 1845 fand in Bonn das erste Beethovenfest statt, das bis heute jährlich im August/September abgehalten wird.
Die Tour durch Bonn endet natürlich im Beethoven-Haus, in dem der kleine Ludwig 1770 geboren wurde. Dieses Gebäude ist seit 1893 ein Museum. Aber es ist - mit mehr als 100.000 Besuchern pro Jahr - auch mehr: Unter diesem Dach befindet sich das größte Beethoven-Archiv - Originalmanuskripte - der Welt.
Fast direkt neben dem Beethoven-Haus liegt das Gasthaus im Stiefel, wo wir das "Beethoven-Laiberl" bestellen. Das ist eine rheinische Kartoffelsuppe mit Wurst- und Speckscheiben, serviert in einem ausgehöhlten Rundbrot. Man isst also die Suppe und die 'Pfanne'! Vor allem Beethovens Vater soll dieses Gericht hier gegessen haben, als er nüchtern war.
Sankt Florian
Im beeindruckenden Stift Sankt Florian bei Linz in Österreich kann man laut der App Park4Night auf dem Parkplatz übernachten. Wir suchen uns eine ruhige Ecke und essen im Restaurant des Stifts zu Abend, wo wir bereits vorab reserviert hatten. Am nächsten Tag entdecken wir, dass der historische Marktplatz eine schöne Terrasse hat. Anton Bruckner: deshalb sind wir hier. Bruckner (Ansfelden, 1824 - Wien, 1896) war ein österreichischer Komponist und Organist. Seinen Ruhm verdankt er vor allem elf großen Sinfonien, drei Messen, einem Te Deum, Psalm 150 und einem Streichquintett.
"Der Gottesdienst am Sonntagmorgen wird von der kleinen Orgel begleitet. Aber nach dem Gottesdienst spielt der Organist oft noch eine Weile auf der großen Bruckner-Orgel", sagt ein Mitarbeiter. Also bleiben wir nach dem Gottesdienst noch. Bei den ersten Klängen der Chrismann-Orgel bekomme ich eine Gänsehaut: Das ist so ein unglaublich schöner Klang! Es ist übrigens eine Kirchenorgel, die normalerweise nicht nach ihrem Erbauer, sondern nach "ihrem" Organisten benannt wird. Bruckner wurde, ganz nach seinem letzten Wunsch, in der Krypta des Stiftes Sankt Florian beigesetzt, direkt unter "seiner" Orgel.
In Kronstorf befindet sich das Kronstorfer Brucknerzimmer im Zentrum des Ortes, neben dem Rathaus am Brucknerplatz. In den Jahren 1843-1845 lebte und arbeitete der Komponist hier als Schulgehilfe. Der Twin passt genau auf den Parkplatz neben dem Brucknerzimmer. Im Rathaus hole ich den Schlüssel ab, mit dem ich das "Kleine Museum" auf eigene Faust besuchen kann. Das ehemalige Schulhaus beherbergt eine Musik- und Fotosammlung aus dieser Zeit sowie eine Geige von Bruckner aus seiner Kronstorfer Zeit.
Bruckner-Museum
Das einzige Brucknermuseum der Welt befindet sich erst seit 2014 in Ansfelden, im Geburtsort Anton Bruckners. Es ist nur spärlich besucht, vor allem nach der zweijährigen Schließung durch corona. Deshalb ist es auch nur am Wochenende für wenige Stunden geöffnet. Für uns wird eine Ausnahme gemacht: Freitags öffnet Klara Szelesi die Türen des Museums und erzählt mit Begeisterung etwas über die Geschichte des Hauses und Anton Bruckners.
Anton Bruckner lebte und arbeitete seine letzten Jahre in Wien. Entlang der Donau fahren wir in Richtung der österreichischen Hauptstadt. Wir machen einen Zwischenstopp auf dem kleinen Campingplatz in Marbach an der Donau: Hier können wir den Campervan direkt am - gar nicht so blauen - Fluss parken.
Ein nicht zu versäumender Zwischenstopp an der Donau ist Melk, wo im 18. Jahrhundert über dreißig Jahre lang eine imposante Benediktinerabtei mit einer Länge von nicht weniger als 320 Metern gebaut wurde. Es und seine Umgebung stehen auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes.
Von der Autobahn kann man in wenigen Minuten zum CP Wien fahren. Hier sind alle Einrichtungen vorhanden: Strom, Wasserzu- und -abfluss, Sanitäranlagen. Von hier aus ist man mit der U-Bahn oder mit dem Fahrrad schnell in der faszinierenden Innenstadt von Wien. Am Ende bevorzugen wir die U-Bahn: billig, schnell, sicher und nicht daran gebunden, wo das Fahrrad steht.
Im Wiener Stadtpark begegnet man Anton Bruckner ebenso wie Schubert und Johann Strauss (ja, der vom 1. Januar). Im Wiener Haydn-Haus gibt es ein Brahms-Zimmer. Brahms' Haus in Wien wurde abgerissen, und deshalb wurde beschlossen, im Haydn-Haus ein Zimmer mit Möbeln und Utensilien aus diesem Haus einzurichten. Natürlich besuchen wir auch den Stephansdom, die Kirche, in der Haydn und Mozart geheiratet haben. Wir werden auch das Geburtshaus von Schubert besuchen.
Das Schloss Schönbrunn ist wie ein Gemälde. Ein besonderer "Komponist" von Gebäuden ist der Architekt und Maler Hundertwasser ("Die gerade Linie ist gottlos"): wir besuchen das Hundertwasserhaus, das Einkaufszentrum in diesem Stil gegenüber und das ihm gewidmete Museum.
Haydn
Schloss Esterházy (ungarisch: Esterházy-kastély) ist das Schloss in Eisenstadt, der Hauptstadt des österreichischen Bundeslandes Burgenland. Es wurde am Ende des 13. Jahrhunderts erbaut und kam 1622 in den Besitz der ungarischen Familie Esterházy. Joseph Haydn, der ein enormes Werk (allein über hundert Sinfonien) hinterlassen hat, wirkte hier drei Jahrzehnte lang. In seinem Haus ist ein Museum eingerichtet worden. Auch hier machen wir uns die geringen Außenmaße des Twins zunutze: in der Joseph Haydn Gasse können wir fast gegenüber dem Museum parken.
Danach lassen wir es zwei Tage lang ruhig angehen. In Puchberg am Schneeberg gibt es einen Campingplatz für Wohnmobile: eine Wiese, ein Gebäude mit der ehemaligen Bar und Terrasse des Tennisclubs, in dem wir eine Dusche und eine Toilette finden. Und ein Formular, um uns anzumelden. Strom und Wasser gibt es auch auf dem Platz. Wir haben den Platz zwei Tage lang ganz für uns allein. Am zweiten Tag holt mich der ältere Campingchef ('erst mal die Rehe füttern') mit seinem Geländewagen zu seinem Nebenhaus Gasthof ab, das zwar nicht mehr in Betrieb zu sein scheint, wo aber die Pin-Maschine noch funktioniert. Ich zahle fast 50 Euro für zwei Nächte.
Nach Mürzzuschlag ist es eine weitere Stunde Fahrt. Dort gibt es ein Brahms-Museum: Der Komponist lebte hier eine Zeit lang und hier entstand unter anderem die große vierte Sinfonie. Auch hier passt das Twin neben dem Museum: für EUR 2,20 können wir dort den Rest des Nachmittags verbringen. Ronald Fuchs vom Museum lässt uns rein und erklärt uns, dass wir uns alles anschauen, anhören und fotografieren können. Das macht ein paar angenehme Stunden aus.
Keine Hunde
Eine Stunde später fahren wir mit dem Wohnmobil auf das Gelände der Familie Pfanderl in Fischen. Ein Campingplatz für '50+ ohne Hunde'. Bei einer Tasse Kaffee und einem mit Eis gefüllten Pfannkuchen erzählt uns Besitzer Bernd am Abend mehr darüber. "Meine Eltern haben den Campingplatz vor 25 Jahren gegründet. Später, als ich den Campingplatz übernommen habe, habe ich gemerkt, dass sich Spezialisierung auszahlt. Denn man muss sich von den Hunderten von anderen Campingbetrieben abheben." Eine der Möglichkeiten war und ist es, sich nicht auf Familien mit Kindern, sondern auf ältere Menschen zu konzentrieren. "Wir haben kein Schwimmbad, keine Animation und keinen Spielplatz. Die Belästigung durch Hunde führte zur zweiten "Spezialisierung": künftig keine Hunde mehr auf dem Platz. “Das ist kontrovers, aber aus wirtschaftlichen Gründen für mich die richtige Entscheidung", erkärt Bernd Pfandl. Die Umgebung des Campingplatzes ist ideal zum Wandern und Radfahren. Am nächsten Tag führt er uns zum Stift Seckau und zur Red Bull Rennstrecke, wo Zehntausende Niederländer während des Formel I Rennens eine Tribüne orange einfärben: der Max-Effekt.
Wir beenden diese Reise in Slowenien. Natürlich fahren wir an der Adria-Fabrik vorbei, für ein 'Selfie' des Twins 640 auf seinem Heimatboden. Dann fahren wir zum Camping Bled, der fast direkt am schönen See liegt. Im April ist es hier angenehm, im Sommer, das haben wir schon festgestellt, ist es hier zu voll. Wir machen einen schönen Spaziergang um den See, angenehm unterbrochen durch einen Besuch auf einer Terrasse.
Die Kombination von Musik und Reisen mit dem Campervan war für uns eine großartige Erfahrung. Neue Reisen sind bereits in Planung. Bach, Mozart, Schumann, Mendelssohn, Grieg und natürlich Sweelinck in unserem eigenen Land. Unser Twin - groß genug, um darin zu wohnen, und klein genug, um überall hinzukommen - wartet noch auf viele klangvolle Kilometer.
Text und Fotografie: Willem Laros | www.nomadria.nl | www.willemlaros.nl
Willem Laros hat sich bei seinem Besuch des Adria Werks eine Führung durch das brandneue Adria Mobil Van Werk nicht entgehen lassen. Alles darüber können Sie im Inspirations Magazin lesen.